Staffordshire-Welpen aus Kroatien : Hundebaby Mogli bringt Frauchen auf die Anklagebank
Anika T. nahm ihren Partner, von dessen Kollegen sie die Hunde gekauft hatte, als Unterstützung mit ins Gericht. Welpe „Mogli“ wurde vom Veterinäramt eingezogen
Halle/S. (Sachsen-Anhalt) – Wer kann schon einem süßen Hundebaby widerstehen? Anika T. (38) nicht. Als Nachbars-Mädchen Gloria ihren Welpen präsentiert, ruft die Hallenserin schock-verliebt: „So einen will ich auch …“ Sie ahnte nicht, was sie sich damit für einen Ärger einhandeln würde.
Denn zwei Jahre später ist ihr Staffordshire-Welpe „Mogli“ vom Veterinäramt eingezogen worden und Frauchen sitzt auf der Anklagebank. Vorwurf der Staatsanwaltschaft Halle gegen die Frau aus Sachsen-Anhalt: Sie soll den mitangeklagten Kroaten Fikret A. (52) angestiftet haben, illegal Hundewelpen nach Deutschland zu schmuggeln. Drohende Höchststrafe: zwei Jahre Haft.
Polizeibeamte eskortierten Fikret A. in den Gerichtssaal, nachdem er den ersten Termin platzen ließ
„Ich war geschockt, als ich die Anklage in den Händen hatte“, erzählt Anika T. mit brüchiger Stimme vor Prozessbeginn. „Wird schon nicht so schlimm“, tröstet sie ihr Partner, der sie zum Prozess begleitet und ein Kollege des Mitangeklagten ist.
Fikret A. wird von zwei Polizeibeamten in den Gerichtssaal eskortiert. Denn der erste Verhandlungstermin im Januar platzte, weil der Kroate trotz Vorladung dem Prozess fernblieb.
Die Staatsanwältin wirft beiden Angeklagten zusätzlich vor: „Die insgesamt drei zur Zeit der Einfuhr maximal sechs Wochen alten Welpen verfügten alle nicht über die erforderliche Impfung gegen Tollwut.“
Die Staffordshire-Welpen Mogli (rechts) und Sia (links) wurden aus Kroatien nach Deutschland geschmuggelt
Die Familie des angeklagten Kroaten hat in Zagreb eine Hundezucht für Staffordshire Terrier. Der Mann, der mit seiner Frau und fünf Kindern in Deutschland lebt, spricht kein Deutsch. Die Dolmetscherin übersetzt für ihn: „Herr Richter, ich wusste nicht, dass diese Hunde in Deutschland verboten sind.“
Die Familien der Angeklagten lebten zusammen am Braunschweiger Bogen, die Männer arbeiteten in derselben Firma.
Amtsrichter Maik Dubberke stellte das Verfahren gegen Geldauflagen zugunsten eines Tierheims ein
Anika T. räumt ein: „Ja, ich habe zwei Welpen für je 300 Euro bei ihm gekauft. Aber ich ging davon aus, dass die Tiere geimpft und entwurmt sind.“ Und zum Alter der Tiere sagt sie: „Die Hundebabys waren noch sehr jung. Aber wir dachten, dass auch das Muttertier bei der Familie lebt.“
Der Vorsitzende Richter Maik Dubberke (35) kommt zu dem Schluss: „Von vorsätzlicher Anstiftung kann keine Rede sein. Offensichtlich wurden die Verstöße fahrlässig begangen.“
Die beiden – nicht vorbestraften – Angeklagten kommen mit einem blauen Auge davon. Gegen je 200 Euro Geldauflage zugunsten des Merseburger Tierheims wird das Verfahren eingestellt.
Anika T. bleibt trotzdem traurig: „Meinen Mogli bekomme ich nicht zurück.“